Was sagt uns Ostern heute?

Im Einklang mit dem Rhythmus der Ur-Woche

Der „Misch-Masch-König“ in „Das Märchen“ von Goethe ist gülden gekleidet, erhaben und innerlich verhärtet. Dieser König regiert in einem Reich, das droht, aus den Fugen zu geraten. Misch-Masch ist das Bild für ein verwirrendes Durcheinander. Die heimlichen „Drahtzieher“ sind nicht mehr auszumachen.

König Misch-Masch regiert jedoch nicht nur im Märchen, sondern auch im alltäglichen Leben. Vieles ist undurchsichtig, alles zu viel und immer mehr desselben! Der Versuch, sich einen Überblick zu verschaffen, scheitert häufig. Man bleibt in einer unbewussten Ambivalenz hängen. Das innere Hin-und Her überfordert die Nerven und der Wille ermüdet und resigniert: „Es ist halt so…“

Die Osterwoche lädt uns ein, innere Klarheit zu schaffen und Spreu vom Weizen zu trennen. Sie fordert uns auf, die wahren Worte zu finden, die uns selbst und die andern stärken. Das lässt uns die Freiheit der Liebe neu entdecken. Diese in der Welt und in uns wirkenden Kräfte mit ihren hellen und dunklen Seiten zu erkennen, ist ein seelisch-geistiger Entwicklungsweg. Der spirituelle, innere Weg ist das Erleben einer Initiation, die weisheitsvoll das Leuchten der Seele und das Urvertrauen in den göttlichen Funken in jedem Menschen erweckt. Statt sich im Kampf der Polarisierungen zu erschöpfen, gewinnt man den Zugang zu sich selbst, zur eigenen Mitte.

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Das Urphänomen eines jeden Wochentages tritt in der Woche vor Ostern besonders deutlich hervor. Und die Planetenkräfte Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus, Saturn und Sonne feiern ihren Frühlingsfeiertag. Die Osterwoche – die Woche des Frühlingsvollmondes – die sich aus dem ganzen Jahreslauf heraushebt, weist auf ein kosmisches Element hin: Auf das Wiedererwachen der Lebenskräfte in der formen- und farbenprächtigen Natur und auf ein Bewusstwerden der seelischen und geistigen Kräfte im Menschen: „Nicht ich, sondern Christus in mir…“ Die Natur wartet auf den Menschen und auf einen bewussten Umgang mit ihren Ressourcen. Das Ostergeheimnis inspiriert uns, die göttliche Gegenwart und ihre unmittelbar wirkende Kraft in uns aufzunehmen: Das Höhere Ich, das Selbst lebt durch das Christusgeschehen im Menschen. Dies ist das Geheimnis der inneren Heimat, ein Gefühl der Zugehörigkeit, die ist und bleibt.

In der Osterwoche beginnt eine tiefgreifende Seelenreise und zeigt auf, dass die „Auferstehung“ im Menschen geschieht. Es sind Entwicklungsprozesse, die in der Seele und über den Körper durchlebt werden und die stets auf Wandlung ausgerichtet sind. Wir beginnen eine innere Freiheit zu spüren, die uns den Mut gibt, eigenständig und differenziert zu reflektieren, etwas Durchzustehen, wissend, dass wir innerlich reicher werden.

Überall ermutigen uns Menschen, nicht im Misch-Masch hängen zu bleiben. Sie sind es, die sich entsprechend ihrer Kultur mit ihren Ideen und ihrer Tatkraft für die Menschlichkeit einsetzen. Denn: Sie geben nicht auf. Sie lassen sich nicht vom Leiden lähmen, sondern entzünden ihre Liebe und ihren Willen, um für ihre Ideale einzustehen. Sie haben nicht nur den Karfreitag, den Leidensweg vor Augen, sondern auch den Ostersonntag, die Auferstehung und das Leben. Und damit eine Zukunft, die wir in jedem gegenwärtigen Moment mitgestalten.

Lassen wir uns wieder auf das Christus-Mysterium – frei von jeglichem Dogma – ein; gestalten und erleben wir die Tage der Osterwoche in den Klangfarben einer Oktave.

1. Montag Mond: Die klaren Gedanken
Der Montag ist der Tag der Monden Kräfte. Sie symbolisieren die heimlichen Versammlungen der alten, uralten Muster aus der Vergangenheit. Es ist der Tag, an dem das Alte, das man nicht mehr benötigt, verabschiedet wird: Die Trennung – Spreu vom Weizen! Die bildhafte Szene dazu ist die Tempelreinigung – religiöse Dekadenz und Korruption werden erkannt. Man kann alles Unechte gehen lassen, alles, das, was erstarrt ist. Die Egostrukturen, die sich in ihrem Eigenlicht spiegeln, werden erkannt, benannt, als Tatsache akzeptiert und losgelassen.

Praktische Umsetzung im PSE-Alltag:
Das Herz mit dem Kopf verbinden. Was möchte ich gehen lassen? Bewusst Deinem Engel geben oder der inneren Weisheit, so, wie es für Dich stimmt. Lass Dir einen klaren Herzensgedanken schenken.
Ein Wort oder ein Satz, der Dich den Tag hindurch begleitet wie ein Mantra.

Farbe Violett, Laut EI *

2. Dienstag Mars: Das gute Gefühl
Der Dienstag ist der Tag der Marskräfte, der vorwärtstreibenden Kräfte. Ich bleibe ruhig, auch wenn es hektisch um mich herum zugeht. Waches Interesse: Was geschieht in mir und bei den anderen? Wie fühlt sich das an? Es geht darum, gegnerischen Kräften und Energien zu begegnen und nicht davor zu flüchten. Die klare Erkenntnis und die deutlichen Worte, die das, was in meiner Seele schwingt, ausdrücken, geben inneren Raum und stärken die feinstoffliche Hülle um mich herum. Ich fühle mich beschützt.
Die bildhafte Szene dazu ist die Macht der klaren Worte. Auf dem Ölberggipfel erschliessen die Worte Christi den Jüngern die Apokalypse: Es sind die Prüfungen der Zukunftswege der Menschheit. Es sind die Worte der Kraft, die durch die Erschütterungen des Lebens hindurch tragen.  

Praktische Umsetzung im PSE-Alltag:
Stell Dir eine Situation vor, in der Du Dich unsicher und nervös fühlst. Lass Dich im Körper spüren, wie sich das anfühlt. Dieses Gefühl wieder gehen lassen.
Stell Dir eine Situation vor, in der Du Dich wohlig, geborgen und sicher fühlst. Lass diese Schwingung in jede Zelle Deines Körpers fliessen. Geniesse es. Spüre, wie Deine Energiekörper, Deine feinstoffliche Hülle um Dich herum, belebt und beseelt werden und wie sie sich weiten.
Ein Wort oder ein Satz, der Dich durch den Tag begleitet, und Du spürst immer wieder das wohlige Gefühl.

Farbe Rot, Laut E

3. Mittwoch – Merkur: Die schöpferischen Kräfte des LiebeWillen
Der Mittwoch ist der Tag der Merkurkräfte. Sie ermöglichen Fortschritt, inneres Wachstum und bewusste Vertiefung der eigenen Entwicklung. Es ist der Tag eines Scheideweges: Bleibt man in der Verhärtung eines starken Willens stecken oder ist man bereit, die seelische Beweglichkeit des Herzens, die Liebe zuzulassen.
Die Szene dazu ist die Unrast des Angetrieben seins, des Verrats an sich selber in der Gestalt des Judas, der für ein paar Silberlinge Christus verrät. Oder die Innigkeit der Andacht, die durch die Kraft der Liebe der Maria Magdalena dargestellt ist.

Praktische Umsetzung im PSE-Alltag:
Stell Dir vor Deinem inneren Auge Liebe und Wille vor und erlaube den beiden, sich zu verbinden. Wie fühlt sich das an? Lass den LiebeWillen in Deine Wirbelsäule, in Deine Ich Bin-Kraft fliessen und vom zentralen Nervensystem ins Vegetativum und dann in jede Zelle Deines Körpers.
Dein Wort oder Satz, der Dich durch den Tag begleitet.

Farbe Gelb, Laut I

4. Donnerstag – Jupiter: Die stärkende Handlung
Donnerstag ist der Tag der Jupiterkräfte. Sie leuchten in die Dunkelheit. Es ist der Tag der Weisheit, die sich in innerer Initiative, den richtigen, richtunggebenden Worten und Taten manifestiert. Ich darf auf eine neue Art wissen: Die Jupiterkräfte verbinden mich mit den kosmischen Kräften und lassen mich im Herzen die Gewissheit, in Liebe gehalten und getragen zu sein, erleben.
Die Szene dazu sind die Abschiedsreden, die im Johannes-Evangelium wieder gegeben sind:
Die lichtvoll gewordene Liebe der inneren Weisheit.

Praktische Umsetzung im PSE-Alltag:
Stell Dir eine Situation vor, in der Du auf einen Menschen oder eine Situation reagierst, ohne Dich wirklich zu spüren. Wie fühlt sich das an? Die Empfindung gehen lassen.
Stell Dir eine Situation vor, in der Du bewusst, mit einem klaren Ja oder mit einem Nein von hoher Qualität agierst. Nimm den Unterschied wahr - in Deinen Gefühlen, in Deiner Körperempfindung, in Deinen Gedanken. Verbinde Dich über Deine Füsse mit der wärmenden, nährenden Erdenergie und spüre, wie Dich Deine Ich Bin-Kraft innerlich auf- und ausrichtet. Spüre Deinen Rücken, Deinen Rückhalt, Deine Schulterblätter, Dein Beflügelt Sein.
Dein Wort oder Satz, der Dich durch den Tag begleitet.

Farbe Orange, Laut O

 5. Freitag – Venus: Lieben lernen
Freitag ist der Tag der Venuskräfte, der Offenbarung der Weltenliebe. Ich wertschätze mich selbst aus ganzem Herzen und ich ehre und achte die anderen, die anders sind als ich. Mir werden der Reichtum und die Schönheit der Vielfalt bewusst. Die Liebe trägt alles, geht durch die Schmerzen hindurch, nimmt die Angst vor dem Tod, im tieferen, inneren Wissen der universellen Liebe: Die Seele lebt, auch wenn ich meinen Körper abgelegt habe.
Das Bild: Die Sonne verfinsterte sich und es herrschte drei Stunden Finsternis in der Mittagszeit. Ein Sturm durchfuhr die Elemente und der Tempelvorhang zerriss von oben nach unten: Die Schicht des wahren Lebens wurde freigelegt.
Das Geschehen dazu ist die Kreuzigung und deren Erlösung. Maria und Johannes fühlen sich vom Kreuz angezogen, nicht, weil sie es näher ansehen möchten, sondern weil sie etwas wahrnehmen – den Beginn einer Metamorphose. Christus spricht zu ihnen: „Siehe Maria, Johannes ist Dein Sohn.“ Und zu Johannes: „Siehe, das ist Deine Mutter.“ Damit löst sich der Bann der alten Blutsverwandtschaft. Es ist der Beginn für das erwachende Bewusstsein der Seelenverwandtschaft unter den Menschen.

Praktische Umsetzung im PSE-Alltag:
Stell Dir vor, Du stehst vor einer verschlossenen Türe mit der Aufschrift „Liebe“.
Wenn Du Dich bereit fühlst, öffnest Du die Türe. Entdecke Dein inneres Land der Liebe. Was immer sich zeigt, darf sein.
Lass Dir ein Wort schenken, das in Dir die Schwingung der Liebe wachruft und Dich durch den Tag begleitet.

Farbe Grün, Laut A

 6. Samstag – Saturn: Die innere Gestaltungskraft
Samstag ist der Tag der Saturnkräfte, die Form und Tiefe in das in der Woche Gedachte, Gefühlte und Gelebte geben. Sie stärken Deinen Selbstwert, Dein Selbstbewusstsein, Deinen klaren inneren Standpunkt.
Das Geschehen dazu ist, die Schwere des Schweigens, der Grabesruhe. Die Tore der Verdunkelung des Todes öffnen sich und im Reich der Verstorbenen geht die Sonne auf.

Praktische Umsetzung im PSE-Alltag:
Stell Dir eine Situation vor, die schwer für Dich ist und die Du nicht annehmen kannst.
Betrachte die Situation wie ein neutraler Beobachter: Es ist eine Tatsache. Beobachte liebevoll mit Deinem Herzen. Nimm Deine Gefühle wahr und frage mit Deinem Herzen, was es jetzt braucht.
Ein Wort oder ein Heilsatz, der Dich durch den Tag begleitet.

Farbe Blau, Laut U

7. Sonntag – Sonne: Die seelische Neugeburt
Der Sonntag ist der Tag der Sonnenkräfte. Sie leuchten in Deiner Seele und die Herzenssonnenstrahlen fliessen in Deinen Körper. Das Vertrauen in einen Neuanfang ist geboren. Das Geschehen dazu: Ostern ist das Fest der Auferstehung, die im Innern des Menschen stattfindet. Das neue Leben des Frühlings ist erwacht und damit ein neues Bewusstsein: Das Göttliche im Menschen blüht auf und leuchtet in die Welt..

Praktische Umsetzung im PSE-Alltag:
Du ruhst in deinem Raum und spürst Deine Wirbelsäule, die Dich innerlich aus- und aufrichtet. Du bist die Verbindung von Himmel und Erde, Erde und Himmel in Dir.
Ein Wort oder Dein Heilsatz, der Dich innerlich erfüllt.

Farbe Weiss, Laut AU

Frohe Ostern!

Angelika U. Reutter
Im März 2021

* Die Farbklänge und das Wesen der Laute entstammen der Heileurhythmie von Rudolf Steiner